Wenn draußen der Frost Einzug hält und die Beete im Garten ruhen, muss das nicht heißen, dass auch in der Küche Winterpause herrscht. Im Gegenteil: Gerade in den dunklen Monaten sehnen sich viele nach frischem Grün und lebendiger Pflanzenkraft.
Mit ein wenig Wissen lässt sich selbst im tiefsten Winter auf der Fensterbank eine kleine grüne Oase schaffen, voller Vitamine, Geschmack und Lebensfreude. Ob Microgreens, Winterrettich oder klassische Küchenkräuter wie Petersilie und Schnittlauch, viele Pflanzen gedeihen auch drinnen hervorragend, wenn sie die richtigen Bedingungen haben.
Warum sich der Winteranbau lohnt
Frische Kräuter und Microgreens liefern in der kalten Jahreszeit wertvolle Nährstoffe, die unser Körper jetzt besonders braucht. Sie sind reich an Vitamin C, Folsäure, Eisen, Magnesium und sekundären Pflanzenstoffen, also genau jene Stoffe, die uns helfen, das Immunsystem zu stärken und den Winter gesund zu überstehen. Zudem ist der Indoor-Anbau ein Stück gelebte Selbstversorgung. Das Beobachten, wie aus kleinen Samen zarte Pflänzchen werden, schenkt Ruhe und Verbundenheit mit der Natur, gerade dann, wenn draußen alles ruht.
Welche Pflanzen sich für den Winteranbau eignen
Nicht alle Kräuter mögen Kälte und wenig Licht. Doch es gibt robuste Sorten und junge Keimpflanzen, die mit den Bedingungen auf der Fensterbank bestens zurechtkommen. Hier die bewährtesten Arten für die Wintermonate:
Microgreens – frische Vitalstoffe im Mini-Format
Microgreens sind junge Pflänzchen, die bereits nach 5–7 Tagen geerntet werden. Sie wachsen Naturfaservlies und brauchen nur wenig Platz und Licht.
Besonders empfehlenswert im Winter:
- Brokkoli-Microgreens: reich an Sulforaphan, einem stark antioxidativen Pflanzenstoff.
- Rettich-Microgreens: pikant, vitaminreich, ideal für Immunsystem und Verdauung.
- Rucola-Microgreens: liefern Senföle und wertvolle Mineralien.
- Rotklee-Microgreens: mild-nussig im Geschmack, wachsen schnell und zuverlässig.
Die Vorteile:
- Ernte nach wenigen Tagen
- Keine Erde nötig
- Ganzjährig möglich unabhängig vom Wetter

Winterrettich – der heimische Geheimtipp für Vitalität
Winterrettich lässt sich nicht nur als Knolle ziehen, sondern auch hervorragend als Microgreen oder Keimling. In Asien gilt er seit Jahrhunderten als Stärkungspflanze in der kalten Jahreszeit. Hier kennt man ihn nur als ganze Knollen für einen Hustensirup (Rezept hier nachlesen) aber man kann ihn auch ganz wunderbar als Microgreen in der Anzuchtschale anbauen. Er enthält Senfölglykoside, die antibakteriell sein können, die Atemwege befreien und die Verdauung fördern können. Außerdem ist er reich an Vitamin C und Kalium.

Anbau-Tipp:
- Verwende am besten Bio-Samen. Eine XXL Tüte mit 150g Bio Saatgut findest du hier.
- In Schalen mit Naturfaservlies aussäen (hier erhältlich).
- Leicht feucht halten, nicht zu nass.
- Nach 5–6 Tagen ernten.
Der leicht scharfe Geschmack bringt Würze in Brotaufstriche, Salate oder Suppen.

Klassiker auf der Fensterbank: Petersilie, Schnittlauch & Co.
Einige klassische Küchenkräuter lassen sich auch im Winter gut kultivieren, wenn man auf die richtige Sorte und Pflege achtet.
Petersilie: Wächst am besten bei 15–18 °C. Gleichmäßig feucht halten, aber Staunässe vermeiden. Wird sie zu warm oder zu dunkel gestellt, vergeilt sie schnell.
Schnittlauch: Winterhart, aber im Topf auf der Fensterbank besonders aromatisch. Nach dem Schnitt treibt er mehrfach neu aus.
Thymian & Oregano: Diese mediterranen Kräuter lieben es hell und trocken. Ideal für Südfenster mit viel Licht. Sie verströmen nicht nur angenehmen Duft, sondern wirken auch antiseptisch, perfekt bei Wintererkältungen.
Minze & Zitronenmelisse: Wachsen bei Zimmertemperatur, bevorzugen aber etwas kühlere Räume (z. B. Küche oder Wintergarten).

Licht, Wärme und Feuchtigkeit – die drei entscheidenden Faktoren
Im Winter ist das größte Problem nicht die Kälte, sondern der Lichtmangel. Pflanzen brauchen täglich mindestens 6–8 Stunden Licht, um gesund zu wachsen.
Tipps für optimale Bedingungen:
- Süd- oder Südostfenster wählen: Hier gibt es das meiste Tageslicht.
- Pflanzen regelmäßig drehen: So wachsen sie gleichmäßig.
- Temperatur: Ideal sind 18–20 °C. Bei über 22 °C wird die Luft zu trocken. Vorsicht vor Zugluft bei alten Fenstern.

Anbau in der Anzuchtschale? So gelingt der Anbau!
Anbau ganz ohne Erde auf Naturfasern: Gerade bei Microgreens ist diese Methode sauber und einfach. Die Wurzeln verankern sich in der Matte, und nach der Ernte kann sie kompostiert werden. Der Vorteil liegt darin, dass man keine Bröselei oder Erdreste in der Küche hat und man sich auch keine Trauermücken oder verschimmelte Erde ins Haus holt, die teilweise schon im Sack Blumenerde geliefert wird. Naturfaservlies (hier erhältlich) ist eine saubere, einfache und pflegeleichte Methode, die den Microgreens genügend Halt und Wassertransport bietet.
Verwendung in der Winterküche
Frisches Grün im Winter ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern bereichert auch jede Mahlzeit:
- Brokkoli-Microgreens auf Suppen oder Eintöpfen
- Winterrettich auf belegten Broten
- Petersilie für grüne Dips und Kräuterbutter
- Schnittlauch über Ofenkartoffeln oder Quark
- Thymian in Wintergerichten mit Kürbis oder Linsen
Tipp: Eine Anzuchtschale auf der Fensterbank ist auch ein wunderschönes Geschenk – nachhaltig, aromatisch und lebendig.
Fehler, die du vermeiden solltest
- Zu wenig Licht: führt zu langen, schwachen Trieben.
- Zu viel Wasser: verursacht Schimmel. Zu wenig Wasser führt zu Vertrocknen.
- Zu dichte Aussaat: Pflanzen konkurrieren um Licht und Nährstoffe.
- Falscher Standort: Heizungsnähe trocknet die Erde aus.
Mit etwas Geduld bekommst du schnell ein Gefühl für das richtige Maß.
Frisches Leben im Winter
Der Kräuteranbau im Winter ist mehr als nur eine Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, er ist ein Stück Lebensfreude in dunklen Zeiten. Wenn draußen Schnee liegt und drinnen frische grüne Blätter sprießen, spürst du, wie viel Kraft in den kleinsten Samen steckt. Ob Brokkoli-Microgreens, Winterrettich oder Schnittlauch, frisches Grün auf der Fensterbank schenkt nicht nur Geschmack, sondern auch Gesundheit. Und das Beste: Du brauchst dafür keinen Garten, nur ein Fenster, ein wenig Licht und Geduld.

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