Gräser gelten generell nicht als primäre Nahrungsquelle für Menschen, jedoch sind einige Teile bestimmter Grasarten essbar oder werden in bestimmten Kulturen genutzt. Wer Wildkräuter sammelt, hat öfter auch mal ein paar Grashalme dabei. Wir schauen im heutigen Blogbeitrag genau hin, was Gräser von Wildkräutern unterscheidet und wie man einige junge Gräser doch essen kann.
Knäulgras ist nicht essbar und eher was für Tiere
Knäulgras, auch als Knaulgras bekannt, ist eine Gattung von Gräsern, die man in vielen Teilen der Welt findet. Kaninchen, Schafe, Kühe, Ziegen oder Esel fressen es gerne. Bei Knäulgras ist jedoch für uns Menschen Vorsicht geboten, denn es ist nicht typisch als Nahrungsmittel für Menschen bekannt. In der Regel konzentrieren sich Menschen bei der Ernährung auf die Samen bestimmter Gräser, wie Weizen, Reis oder Mais. Diese sind nahrhaft und ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Ernährung. Die grünen Teile der Gräser, einschließlich des Knäulgrases, sind jedoch für Menschen schwer verdaulich, da wir nicht die notwendigen Enzyme besitzen, um die in den Zellwänden enthaltenen Fasern, insbesondere Cellulose, effektiv zu verdauen. Es gibt jedoch Ausnahmen, wo bestimmte Grüngräser unter bestimmten Bedingungen von Menschen genutzt werden, wie zum Beispiel das junge Grün von Weizen (Weizengras), das in der Form von Säften oder als Nahrungsergänzungsmittel verwendet wird. Doch selbst in diesen Fällen wird das Gras verarbeitet, um es für den menschlichen Verzehr geeigneter zu machen. Junges Weizengras oder Gerstengras kann man zum Beispiel mit einem hochwertigen Entsafter, der gut mit viel Pflanzenfasern zurechtkommt beispielsweise ein Slowjuicer, entsaften. Dann ist der Grassaft verdaulich.
Was unterscheidet Gräser von Wildkräutern?
Die Unterschiede in der Verdaulichkeit und Essbarkeit von Wildkräutern im Vergleich zu Gräsern für den Menschen hängen hauptsächlich von der Struktur und Zusammensetzung der Pflanzenzellen, insbesondere von Zellulose und anderen Fasern, sowie von der Präsenz bestimmter Inhaltsstoffe ab. Warum Menschen Wildkräuter eher verzehren können als Gräser, liegt an folgenden Eigenschaften:
- Zellulosegehalt und -struktur: Gräser enthalten in der Regel einen höheren Anteil an Zellulose in ihren Zellwänden, was sie härter und schwieriger zu kauen und zu verdauen macht. Wildkräuter können auch Zellulose enthalten, aber oft in einer Form, die für Menschen leichter zu verarbeiten ist, insbesondere wenn die Pflanzenteile jung und zart sind.
- Verdaulichkeit: Menschen verfügen nicht über die notwendigen Enzyme, um Zellulose effizient abzubauen, die in den Zellwänden von Pflanzen vorkommt. Wiederkäuer wie Kühe haben spezialisierte Verdauungssysteme, die Zellulose abbauen können, Menschen jedoch nicht. Einige Wildkräuter haben eine weichere Zellstruktur oder weniger faserige Teile, die leichter zu kauen und zu verdauen sind.
- Nährstoffgehalt: Wildkräuter enthalten oft eine Vielzahl von Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien, die für den Menschen gesund sind. Während Gräser auch Nährstoffe enthalten, sind die für den Menschen zugänglichen und nutzbaren Teile oft schwerer zu extrahieren und zu verdauen.
- Toxizität und Bitterstoffe: Einige Gräser enthalten Stoffe, die für den Menschen unverträglich oder schwer verdaulich sind. Wildkräuter können zwar auch toxische Verbindungen enthalten, aber viele essbare Wildkräuter sind für ihren Nährwert und ihre Sicherheit bei Verzehr bekannt. Die Identifikation und Kenntnis von Wildkräutern sind hierbei entscheidend.
- Kulturelle und kulinarische Traditionen: Menschen haben im Laufe der Geschichte gelernt, welche Pflanzen essbar und nahrhaft sind und haben entsprechende Traditionen entwickelt. Viele Wildkräuter wurden in die lokale Küche integriert, während Gräser weniger häufig als direkte Nahrungsquelle betrachtet wurden.
Während also technisch gesehen einige Gräser oder deren Teile für den Menschen essbar sein könnten (wie junge Sprossen oder Samen bestimmter Gräser), ist ihre allgemeine Struktur und Zusammensetzung weniger geeignet für die menschliche Ernährung im Vergleich zu vielen Wildkräutern.
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Ist Cellulose also das Problem?
Das Argument bezüglich der Zellulose bezieht sich nicht unbedingt auf das Vorhandensein von Zellulose an sich, sondern auf deren Menge und Struktur in verschiedenen Pflanzentypen, was die Verdaulichkeit beeinflusst. Sowohl Wildkräuter als auch Gräser enthalten Zellulose, aber die Art und Weise, wie sie in der Pflanze vorkommt, kann variieren, was unterschiedliche Auswirkungen auf ihre Verdaulichkeit für den Menschen hat.
- Struktur: In Gräsern ist die Zellulose oft in einer Weise strukturiert, die sie besonders robust macht, was die Zellwände stärker und schwieriger zu zerbrechen macht. Bei Wildkräutern kann die Zellulosestruktur weniger dicht sein, was sie leichter verdaulich macht.
- Junge Pflanzenteile: Bei Wildkräutern isst man oft die jungen Blätter oder Sprossen, die tendenziell weicher sind und deren Zellulose leichter zu kauen und teilweise zu verdauen ist. Im Gegensatz dazu sind die Teile der Gräser, die wir potenziell essen würden (wie die Halme), oft reicher an Fasern und härter.
- Verarbeitung: Viele Wildkräuter werden durch Kochen oder Zerkleinern verarbeitet, was die Zellwände aufbricht und die Zellulose leichter verdaulich macht. Gräser werden selten in einer Weise verarbeitet, die ihre Zellulose zugänglicher macht, außer bei der Verarbeitung von Getreide, wo die Samen und nicht die faserigen Teile verwendet werden.
- Mikrobiota: Wiederkäuer, die Gräser effizient verdauen, haben eine spezialisierte Darmflora, die Cellulase produziert, ein Enzym, das Zellulose abbaut. Menschen haben eine solche Kapazität in ihrem Verdauungssystem nicht, was die Verdauung von Pflanzenfasern einschränkt. Bei Wildkräutern wird die begrenzte Verdauung von Zellulose teilweise durch den höheren Gehalt an anderen nützlichen Nährstoffen ausgeglichen.
Kurz gesagt, es geht nicht nur darum, ob Zellulose vorhanden ist, sondern wie sie in der Pflanzenstruktur eingebettet ist, welche Teile der Pflanze konsumiert werden und wie diese Pflanzenteile verarbeitet werden, um sie für den menschlichen Verzehr geeigneter zu machen.
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Was macht Weizengras und Gerstengras so wertvoll?
Weizengras und Gerstengras werden oft wegen ihres hohen Nährstoffgehalts und ihrer gesundheitlichen Vorteile gelobt. Beide gehören zu den Gräsern, aber im Gegensatz zu den typischen Grasarten, die für Menschen schwer verdaulich sind, werden Weizengras und Gerstengras in einem jungen Stadium geerntet, wenn die Pflanzen noch zart sind und ihr Nährstoffgehalt am höchsten ist.
Gesundheitliche Vorteile:
- Reich an Nährstoffen: Weizengras und Gerstengras sind reich an Vitaminen (insbesondere Vitamin A, C, und E), Mineralien (wie Eisen, Magnesium und Kalzium), Enzymen, Antioxidantien und essenziellen Aminosäuren.
- Antioxidative Eigenschaften: Beide Gräser enthalten hohe Mengen an Antioxidantien, die helfen, freie Radikale zu bekämpfen und oxidativen Stress zu reduzieren, was mit verschiedenen chronischen Krankheiten und dem Alterungsprozess in Verbindung gebracht wird.
- Entgiftung: Sie werden oft für ihre entgiftenden Eigenschaften gelobt, insbesondere für ihre Rolle bei der Reinigung des Blutes und der Förderung einer gesunden Leberfunktion.
- Unterstützung des Immunsystems: Die in diesen Gräsern enthaltenen Vitamine und Mineralien können zur Stärkung des Immunsystems beitragen.
Tipps zum Anbau von Weizengras und Gerstengras
Um Weizengras und Gerstengras anzubauen, benötigt man qualitativ hochwertige Samen, die man dicht auf der Oberfläche feuchter, guter Erde in einer flachen Anzuchtschale aussät. Die Erde sollte gleichmäßig feucht gehalten werden, ohne dass die Samen im Wasser stehen. Die Anzuchtschale stellt man an einen Ort mit indirektem Licht. Nach 7 bis 10 Tagen, wenn das Gras etwa 15-20 cm hoch gewachsen ist, kann man es knapp über der Wurzelebene abschneiden und ernten. Das geerntete Gras kann dann entsaftet werden, um Weizengras- oder Gerstengrassaft herzustellen. Die Anzuchtschale „Flora“ von Sprossenliebe Microgreens (hier erhältlich) ist nicht nur ideal, um selbst Microgreens auf der Fensterbank aufzuziehen, sie eigenes sich auch bestens für den Anbau von Weizen- und Gerstengras. Schaut gerne einmal in das Sortiment unter www.sprossenliebe-microgreens.com
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