Bei uns ist der weiße Gänsefuß (Chenopodium album) und auch andere Gänsefuß Arten vor allem als Unkraut bekannt. Kaum einer weiß jedoch, dass diese Pflanzen in anderen Teilen der Welt als Futterpflanze oder als Gemüse angebaut werden. Es gibt einige häufig vorkommenden essbaren Gänsefußgewächse bei uns. Man findet sie meist im Garten oder an Feldrändern, da sie nährstoffreiche Böden bevorzugen. Der Gänsefuß hat vermutlich eine sehr lange Geschichte und spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Menschheit. Samen der Gänsefußgewächse fand man in Pfahlbauten, die in der Jungsteinzeit entstanden. Aus diesem Grund wird vermutet, dass es bereits in dieser Zeit erste Formen des Ackerbaus mit Gänsefußgewächsen gab. Wir verraten euch, wie man den Gänsefuß nutzen kann und welche Rolle die Pflanze in anderen Teilen der Welt spielt.
Kulturgeschichte der Melde als Nutzpflanze
Die Gänsefußgewächse haben vermutlich eine sehr lange Geschichte und spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Menschheit. Samen der Gänsefußgewächse fand man in Pfahlbauten, die in der Jungsteinzeit entstanden. Allerdings ist nicht ganz klar, ob die Pflanzen gezielt angebaut wurden oder ob man sie einfach aß, weil sie sich als essbar erwiesen hatten. In einigen Schriften wird die Vermutung aufgestellt, dass es bereits in dieser Zeit erste Formen des Ackerbaus mit Gänsefußgewächsen oder auch der Melde gab (vgl. Heer 1865, Neuweiler 1924, Reinerth 1926).
Während der weiße Gänsefuß oder auch andere Gänsefußarten wie der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) bei uns kaum noch eine Rolle als Gemüse spielen und eher als Unkraut verunglimpft werden, bauen Menschen in anderen Teilen der Erde die Pflanzen bewusst als Nahrung oder Futterpflanze für Tiere an. In Indien und im Westhimalaja beispielsweise nutzt man die Blätter und Sprossen als Gemüse. Gemahlene Samen können ähnlich wie andere Pseudogetreidearten verwendet werden. Man kann sie mahlen und anteilig zu Brotteigen geben. In der großen Hungersnot in Russland Ende des 19. Jahrhunderts wurde damit beispielsweise Brot gebacken. Andere Vertreter der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae) liegen bei uns in den Supermarkt Regalen. Man denke nur an Quinoa oder Amaranth, die ebenfalls zur Familie der Fuchsschwanzgewächse, wie der Gänsefuß gehören.
Saisonale Berichte in unserem Magazin
Für Wildkräuter und Heilpflanzen haben wir das ganze Jahr über Verwendung. Um dir unsere Leidenschaft saisonal weiter zu geben, haben wir uns im letzten Jahr dazu entschlossen, unser eigenes Wildkräutermagazin herauszubringen: Das Kräuterkeller Magazin (hier erhältlich) bietet dir einmal pro Saison Wissenswertes über die Welt der wilden Kräuter und darüber hinaus. Unsere bisherigen Ausgaben findest du hier in unserem eigenen Kräuterhexenshop unter www.die-moderne-Kräuterhexe.de
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Welche Inhaltsstoffe stecken in diesem Wildkraut?
Der weiße Gänsefuß ist ein besonders nährstoffreiches Wildgemüse und schlägt beispielsweise Spinat. Darin enthalten ist Kalium, Eisen, Phosphor, Tryptophan sowie Magnesium. Vitamin A, Vitamin C und Zink aber auch Saponine und Oxalsäure, was in größeren Mengen ein Problem werden kann. Deswegen ein Hinweis: Bei übermäßigem Verzehr kann der weiße Gänsefuß leicht abführend wirken. 200-300g pro Tag gelten als unproblematisch. Dies hängt mit der enthaltenen Oxalsäure und den Saponinen zusammen. Gart man den Gänsefuß, kann man das Kochwasser abgießen, so kann man den Gehalt reduzieren, den man über die Nahrung aufnimmt. Sie kann die Aufnahme von Nährstoffen im Darm erschweren und die Nieren belasten. Der Bitterstoffgehalt variiert je nach Gänsefußart und nimmt mit zunehmendem Alter der Pflanze zu. Wenn sich bereits Samen ausgebildet haben, sind die Blätter besonders bitter. Der Verzehr ist vor allem in jungem Stadium bis etwa Ende Juni empfehlenswert.
Merkmale des weißen Gänsefuß
Besonders charakteristisch ist die mehlige Schicht auf den Blättern des weißen Gänsefußes. Seinen Namen hat die Pflanze von der Blattform, die an einen Gänsefuß erinnern soll. Der weiße Staub, den man mit dem Finger leicht wegschieben kann, wird tatsächlich als Mehlstaub bezeichnet. Die Blätter können je nach Alter unterschiedliche Formen aufweisen, sind aber meist gegenständig angeordnet. Die Blütezeit ist von Juli bis August. Im Frühherbst bildet die Pflanze dann Samen aus, die in sehr großer Zahl auftreten. Das führt dazu, dass die Pflanzen auch im nächsten Jahr in großer Anzahl an dieser Stelle wachsen werden. Bei uns wächst in einem Gemüsebeet im Garten Jahr für Jahr der weiße Gänsefuß. Ganz egal, wie viel wir essen oder ausrupfen. Er kommt jedes Jahr eine große Menge nach. Im Beet nicht weit davon wächst keine einzige Pflanze des weißen Gänsefußes. Das ist sehr interessant zu beobachten, zeigt aber, wenn die Pflanze sich einmal an einem Standort wohlfühlen und man sie nicht aktiv bekämpft, kommt sie immer wieder, wuchert aber auch nicht in anderen Beeten, außer man würde die Erde mischen und die Samen würden auch ins andere Beet gelangen. Eine Verbreitung über die Luft oder durch Tiere findet bei uns nicht statt.
Essbare Teile von weißen Gänsefuß
Möchte man die Blätter ernten, sollte man am besten junge Blätter ernten. Wenn man Pflanzenteile vor der Blüte erntet, sind die Blätter noch schön zart und haben noch keinen hohen Saponingehalt. Der Gänsefuß galt früher als Spinatersatz und wurde Kindern gegeben, die keinen Spinat mochten, da der weiße Gänsefuß in jungem Stadium milder im Geschmack ist als Spinat. Knospen kann man gedünstet als leckeren Brokkoli Ersatz nutzen. Sie schmecken mild und man kann sie als Gemüsebeilage zu vielen Gerichten kombinieren. Die Samen kann man ähnlich wie Amaranth zubereiten oder sie zu Brotteigen mischen.
Wilde Sprossen aus den Samen
Wildkräutersprossen sind etwas ganz Besonderes und gelingen nicht bei jedem Wildkraut. Im Spätsommer reifen die Samen. Man kann sie absammeln und hat schnelle eine größere Menge zusammen, da sie in großer Zahl zu finden sind. Man kann sie ein bis zwei Tage schonend an der Luft trocknen und dann im Winter wilde Sprossen daraus ziehen. Ihre Keimfähigkeit ist extrem hoch. Dies erklärt auch, warum sie in der Natur so oft zu finden ist und so mancher Gärtner oder Landwirt an ihrer Verbreitung verzweifelt. Im Keimglas sollte man die Samen zunächst über Nacht einweichen und das Wasser dann wegschütten. So reduziert sich der Gehalt an Saponinen. Danach lässst man die Samen im Keimglas und spült sie täglich 2x mit frischem Wasser. Nach 4-5 Tagen kann man dann Wildkräuter Sprossen des Gänsefußes genießen.
Wie kann man weißer Gänsefuß und gespreizte Melde unterscheiden?
Das Unterscheiden zwischen Weißem Gänsefuß (Chenopodium album) und Gespreizter Melde (Atriplex patula) kann eine Herausforderung sein, da diese beiden Pflanzen ähnliche Blätter und Wuchsformen aufweisen. Hier sind jedoch einige Merkmale, auf die du achten kannst, um die beiden Pflanzen voneinander zu unterscheiden:
Weißer Gänsefuß (Chenopodium album):
- Die Blätter des Weißen Gänsefußes sind oft leicht herzförmig oder dreieckig mit gezähnten Rändern.
- Die Blätter sind normalerweise eher dünn und haben eine grüne Farbe.
- Die Blattadern sind oft gut sichtbar und laufen von der Basis bis zur Spitze.
- Weißer Gänsefuß kann eine leicht kalkige Beschichtung auf den Blättern haben, die einen weißen oder grauen Farbton verursacht.
- Die Pflanze wächst oft aufrecht und kann eine Höhe von 30 bis 150 cm erreichen.
Gespreizte Melde (Atriplex patula):
- Die Blätter der gespreizten Melde sind meistens dreieckig oder deltoid (drei- bis fünfeckig) mit gewellten oder leicht gezähnten Rändern.
- Die Blätter sind oft dicker als die des Weißen Gänsefußes und haben eine hellere grüne Farbe.
- Die Blattadern sind normalerweise weniger sichtbar als beim Weißen Gänsefuß.
- Gespreizte Melde hat oft eine etwas silbrige Beschichtung auf den Blättern, die ihnen einen leicht glänzenden oder silbrigen Glanz verleiht.
- Die Pflanze wächst oft niedriger und kriechend, mit Ausläufern und einer Höhe von etwa 30 bis 60 cm.
Wildkräuter und Heilpflanzen aus Garten und Natur
Dass die Melde essbar ist, weiß heute kaum noch jemand. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass wir altes Wissen wieder aufleben lassen wollen und mit neuen Erkenntnissen kombinieren möchten. Aus diesem Grund haben wir ein eigenes Kräuterbuch über heimische Wildpflanzen geschrieben, das den Titel „Mit Wildkräutern und Heilpflanzen durchs ganze Jahr“ (hier erhältlich) trägt. Neben vielen heimischen Wildkräutern werden dort auch Pflanzen vorgestellt, die zuhause sehr gut angebaut werden können. Neben grundlegenden Hinweisen zur Bestimmung und zum Standort der Wildpflanzen, haben wir immer auch Tipps zum Einsatz in der Küche und der Hausapotheke aufgeführt. Wir sind seit vielen Jahren in der Natur unterwegs und dokumentieren alles mit unserer Kamera. So erwarten dich viele, eigene und hilfreiche Bilder, um die Pflanzen genau zu erkennen. Du findest unser Buch in unserem Kräuterhexen Onlineshop unter www.die-moderne-Kräuterhexe.de und bei Amazon, da wir das Buch völlig eigenständig und ohne Verlag erstellt haben.
Wissen, wann man welche Pflanze sammeln kann
Weil wir manchmal den perfekten Erntezeitpunkt einer Pflanze verpasst haben und kein Produkt gefunden haben, dass uns eine Hilfe ist, um übersichtlich sehen zu können, wann man welche Pflanze sammeln kann, haben wir einen Saisonkalender für Wildkräuter (hier erhältlich) entwickelt. Der Gänsefuß ist natürlich in unserem Saisonkalender für Wildkräuter enthalten. Du findest den Kalender ebenfalls in unserem Kräuterhexenshop unter www.die-moderne-Kräuterhexe.de
Wildkräuterwissen an Kinder weitergeben
Es ist sehr wichtig, dass Kinder die Natur entdecken und spielerisch lernen, welche Pflanzen man nutzen kann. Deswegen habe wir auch ein Buch für die kleinen Wildkräuterfans geschrieben. Unser Kinderbuch mit dem Titel „Ben und Mara entdecken die Welt der wilden Kräuter“ (hier erhältlich) zeigt spielerisch und kindgerecht, welche Kräuter es im Garten der Großeltern gibt, auf welche Tiere man achten sollte und lädt zum Umsetzen ein, denn es gibt auch einen ausführlichen Rezeptteil mit gesunden und einfachen Rezepten, die man gemeinsam zubereiten kann. Das Kinderbuch ist ebenfalls unter www.die-moderne-Kräuterhexe.de und bei Amazon zu finden.
Begleite uns in die Natur
Natürlich kann man in einem Artikel nicht alles erklären. Manchmal ist das Zeigen einfach besser. Wir stellen viele Pflanzen auf Instagram in kleinen Storyvideos vor und zeigen, was wir in der Natur so entdecken oder im Garten anbauen. Folge uns gerne, wenn du uns in die Natur begleiten willst. Hier kannst du dich auch jeder Zeit bei uns melden. Wir reagieren auf alle Fragen und hoffen, einen Mehrwert zu liefern. Folge uns hier, um nicht zu verpassen, welches Kraut gerade Saison hat. Wenn du diesen Beitrag nützlich fandest, dann schau doch öfters auf unserem Kräuterkeller-Blog vorbei. Wir freuen uns auch, wenn du uns auf unseren anderen Kanälen folgst. So kannst du sehen, was wir gerade so sammeln oder erfährst wissenswerte Hintergrundinformationen aus der Welt der Wildpflanzen:
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Bildnachweis
Titelbild: Sunbunny – (c) stock.adobe.com
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