Soja ist ein sehr kontrovers diskutiertes Thema. Wobei, eigentlich ist Soja zunächst einmal eine Bohne, die vielen Menschen und auch Tieren als Nahrung dient. Die gelbe, reife Schote sieht aus wie eine vertrocknete Erbse und ist eine der am häufigsten angebauten Ackerpflanzen der Welt. Aufgrund des hohen Eiweißgehalts soll sie Fleisch ersetzen, auf der anderen Seite wird sie in gigantischen Monokulturen als Tierfutter für die Fleischproduktion angebaut und immer wieder tritt das Argument auf, dass Soja größtenteils genmanipuliert sei. Monsanto hat Gensoja gezüchtet, dass das Spritzen mit Roundup überlebt, die Unkräuter überleben es nicht. Man muss Soja aber differenziert betrachten und darf die Fakten nicht vermischen. Das hat dazu geführt, dass wann immer das Thema Soja aufkommt, sehr hitzig diskutiert wird. Gegner und Befürworter haben viele Argumente.
Was ist problematisch an Soja?
Heute wird Soja vor allem zu Öl verarbeitet, landet in Biodiesel und in der Kosmetik. Der dabei entstehende Trester wird an Tiere verfüttert. Große Monokulturen werden vor allem in Südamerika angebaut. Brasilien ist z.B. eines der Hauptanbaugebiete für genmanipulierte Sojabohnen. Aufgrund der Größe des Landes und der unterschiedlichen Klimazonen kann Brasilien das ganze Jahr den Weltmarkt mit dem genveränderten Soja versorgen. Für diese Produktion wurden und werden Teile des Regenwalds abgeholzt. Grund ist unser Hunger auf Fleisch. Soja ist günstiges Tierfutter und so gelangt das genmanipulierte Soja über das Fleisch auf unserem Teller. Problematisch oder gefährlich sind nicht Sojamilch, Tofu und Co, sondern das Fleisch, das wir in Deutschland kaufen.
Was spricht für Soja?
Soja ist nicht grundsätzlich problematisch. Soja ist eine nährreiche Hülsenfrucht, die schon seit Jahrhunderten als Nahrungsmittel geschätzt wird, da sie reich an Eiweiß und Ballaststoffen ist, nur 20% Fett enthält und unserem Körper Isoflavone liefern. Sinnvoll ist Soja, wenn es in unseren Regionen angebaut wird. Durch Züchtung hat man neue Sorten entwickelt, die völlig ohne Gentechnik entstanden sind und mit unseren klimatischen Bedingungen klarkommen. In Europa und in Deutschland ist genverändertes Soja gar nicht zulässig. Soja aus ökologischem Anbau ist ohnehin nicht genmanipuliert. Würde gentechnisch verändertes Soja in Lebensmittel verwendet werden, muss es auf der Packung gekennzeichnet sein. Kauft man hingegen Fleisch von Tieren, die genmanipuliertes Soja gefressen haben, muss dies nicht gekennzeichnet werden. Europäische Sojabohnen aus ökologischem Anbau sind also NICHT genmanipuliert und ein wichtiger Eiweißlieferant.
Sojamilch und Tofu
Roh enthält die Sojabohne ungenießbare Inhaltsstoffe. Für die Produktion von Sojamilch oder Tofu wird die Bohne auf 100 Grad erhitzt. Für die Tofu Herstellung benötigt man lediglich Sojamilch und ein Gerinnungsmittel, wie z.B. Kalziumsulfat oder Nigari, das aus Meerwasser gewonnen wird. Reine, wenig verarbeitete Sojaprodukte können aufgrund der Isoflavone sogar positive und präventive Wirkung auf unsere Gesundheit haben. Dies sind Pflanzenstoffe, die in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen und in unserem Stoffwechsel antioxidativ wirken, indem sie freie Radikale abwehren. Aber Achtung: Je mehr die Bohne verarbeitet ist, desto weniger Nährstoffe enthält Soja. Als Richtwert kann man sagen: Je mehr Zutaten auf der Liste stehen, desto stärker verarbeitet ist sie.
Soja für die Gesundheit?
Immer wieder tauchen Negativmeldungen zum Sojakonsum auf. Es könne bei Frauen Brustkrebs verursachen, senke den Testosteronspiegel bei Männern und führe zu Verweiblichung, sei schlecht für die Schilddrüse oder würde Alzheimer begünstigen. Was ist an diesen Vorwürfen dran?
Sojagegner argumentieren immer wieder damit, dass diese Phytoöstrogene in den menschlichen Stoffwechsel eingreifen und ihn negativ beeinflussen. Einige Tierstudien haben hier Hinweise geliefert. Bei diesen Tierstudien muss man aber berücksichtigen, dass nur Sojaisoflavone in isolierter Form verwendet wurden und die Wirkung im tierischen Organismus nicht exakt auf den Menschen übertragen werden kann. Grund für die Untersuchung war allerdings eine gegenteilige Beobachtung. Frauen in asiatischen Ländern mit hohem Sojakonsum erkrankten scheinbar weniger an Brustkrebs als Frauen in Ländern, in welchen die Bohne wenig verzehrt wurde. Humanstudien mit Probanden, die Sojaprodukte konsumieren zeigen hier eine andere Tendenz als die Tierstudien. Hier hat der Konsum eher positive oder zumindest neutrale Auswirkungen auf das Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Diese Frage wurde 2010 ausführlich von Wissenschaftlern erörtert, die zu dem Ergebnis kommen, dass Frauen, die ihr Leben lang Soja in normalen Mengen verzehren, ein geringeres Brustkrebsrisiko haben. Studie: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2981011/
Zum Testosteronspiegel beim Mann bietet sich eine ähnliche Lage. Alarmierende Daten stammen aus Studien mit Schafen und Isoflavonen aus Klee, den sie in großen Mengen natürlicherweise zu sich nehmen und von Geparden, die isoliertes Sojaprotein als Futter bekamen. Hier führte der Verzehr zu verminderter Spermienqualität oder Unfruchtbarkeit. Beim Menschen ist hier in moderaten Mengen keine Gefahr zu befürchten. In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2010 und über 30 weiteren Studien konnten keine negativen Auswirkungen auf den Testosteronspiegel, die Fruchtbarkeit oder die Spermienqualität bei Männern festgestellt werden. Studie: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19524224
Aufgrund der Isoflavone wird Soja vor allem von Frauen in den Wechseljahren geschätzt. Wichtig ist hier aber zwischen fermentierten Sojaprodukten, wie Miso, Natto und Tempeh zu unterscheiden, die eine höhere Wirksamkeit der Phytoöstrogene aufweisen, und den unfermentierten, bei welchen die Isoflavone an ein Zuckermolekül gebunden sind, das erst im Verdauungstrakt entfernt wird.
Anhand dieser Beispiele sollte klargemacht werden, dass die Kontroverse hoch komplex ist und für den Laien quasi nicht zu durchdringen. Zu jeder positiven Studie findet sich eine, die die negativen Auswirkungen nachweist. Je nach Interesse und Auftraggeber können Ergebnisse auch bewusst verfälscht werden, indem nur Fragmente wiedergegeben werden. Deswegen reichen Studien allein nicht aus. Der Kontext muss immer mit berücksichtigt werden. Egal, ob man nun zu Sojagegnern oder Befürwortern gehört: Unmengen Soja sollte man nicht verzehren. Denn wie immer gilt, die Menge macht’s. Nur von Soja alleine sollte man sich definitiv nicht ernähren.
Als Quelle für diese Recherche dienten neben unzähligen Dokumentationen und Artikeln vor allem Studien und Zusammenfassungen von Studien.
Fazit
Soja ist also besser als sein Ruf, wenn man die Bohne differenziert betrachtet. Sofern man keine Unverträglichkeit hat, kann dies eine gute pflanzliche Alternative sein. Soja aus Europa aus ökologischem Anbau ist nicht genmanipuliert und auch die enthaltenen Phytohormone haben laut neuesten Studien keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Im Gegenteil, Soja kann sich sogar positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Dennoch gibt es auch viele weitere gute pflanzliche Eiweißquellen, wie Lupinen oder Linsen. Niemand muss Soja essen, doch Angst muss man davor auch nicht haben.
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