Schon im Januar beginnt das Gartenjahr leise, aber vielversprechend. Während draußen noch der Winter regiert und die Natur in tiefer Ruhe liegt, können im warmen Zuhause bereits die ersten Vorboten des Frühlings herangezogen werden. Kräuter und Heilpflanzen, die uns im Sommer mit ihrer Pracht und ihren Düften erfreuen sollen, starten ihr Leben oft unscheinbar in kleinen Töpfen auf der Fensterbank. Nicht nur klassische Küchenkräuter wie Basilikum oder Petersilie, sondern auch eine Vielzahl von Heilpflanzen können jetzt bereits ihren Anfang nehmen. Und auch für die Freunde der wilden Natur gibt es gute Nachrichten: Manche Wildkräuter sind robust genug, um schon jetzt direkt ins Freie gesät zu werden, falls man bestimmte Arten im eigenen Garten ansiedeln möchte. Dies ist nicht nur eine Freude für jeden Hobbygärtner, sondern fördert auch die Biodiversität und bietet Insekten früh im Jahr eine wertvolle Nahrungsquelle. In diesem Beitrag führen wir euch durch die Vielfalt der Möglichkeiten und zeigen, welche Samen im Januar schon in die Erde dürfen, um dem Gartenjahr einen frischen und grünen Start zu geben.
Kaltkeimer im Januar säen
Einige Pflanzen benötigen den Frost, um zu keimen. Erst nach einer kurzen Kältephase sagt ihnen ihre innere Uhr, es ist möglich zu keimen. Die Stratifikation ist eine Kältebehandlung der Samen. Möchte man Saatgut aussäen, das man gekauft oder selbst gesammelt hat, aber versäumt hat, im Herbst zu säen, kann man den Winter im Kühlschrank oder dem Gefrierfach simulieren. Je nach Samen reichen Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad plus. Manche Pflanzen benötigen aber tatsächlich Minusgrade, um den Keimvorgang in Gang zu setzen. Dennoch keimen die Pflanzen dann nicht im tiefen Winter aus, sondern sie beginnen im Frühjahr nach der Schneeschmelze auszutreiben.
Heilziest oder Echte Betonie
Heilziest (Betonica officinalis) ist eine vergessene, alte Heilpflanze, die im Garten mit ihren violetten und manchmal auch weißen Blüten viele Insekten anlockt. Besonders Hummeln und Schmetterlinge tümmeln sich gerne im Sommer an den Blüten. Heilziest wird seit der Antike genutzt. Die Pflanze kam immer dann zum Einsatz, wenn unklar war, was der Patient genau hatte. Der Heilzierst war für unsere Vorfahren ein allumfassendes und universelles Heilmittel. Im Mittelalter wurde er auch in Kloster- und Apothekengärten angebaut. Noch heute wird die Pflanze bei Atemwegserkrankungen, Wunden, Magen-Darm Erkrankungen, Durchfällen, Gicht und Rheuma geschätzt. Die Samen können schon im Januar direkt im Freiland ausgesät werden. Die Pflanze ist ein Kaltkeimer, das heißt, die kalten Temperaturen sind nötig, damit die Samen austreiben. Da die Pflanze winterhart und mehrjährig ist, kann Frost ihr nichts anhaben.
Was bedeutet Stratifikation?
Stratifikation ist ein botanischer Begriff, der einen künstlichen Kältereiz beschreibt, den Samen bestimmter Pflanzenarten benötigen, um ihre Keimruhe zu überwinden und erfolgreich zu keimen. Diese Methode imitiert die natürlichen Bedingungen, denen Samen in der Natur während des Winters ausgesetzt sind. Viele Pflanzen, vor allem aus gemäßigten Klimazonen, haben Samen, die erst nach einer Phase der Kälteexposition keimen. Dies stellt sicher, dass die Samen nicht zu früh im Herbst keimen, sondern erst im Frühling, wenn die Bedingungen für das Wachstum der jungen Pflanzen optimal sind. Bei der Stratifikation werden die Samen in feuchtem Substrat wie Sand oder Torf gelagert und dann für einen bestimmten Zeitraum Kälte ausgesetzt, oft in einem Kühlschrank. Nach Abschluss dieses Prozesses und Rückkehr zu wärmeren Bedingungen sind die Samen in der Regel bereit zu keimen.
Mit Wildkräutern durchs ganze Jahr
In unseren eigenem Buch „Mit Wildkräutern und Heilpflanzen durchs ganze Jahr“ (hier erhältlich), haben wir unsere Erfahrungen mit heimischen Wildkräutern und Heilpflanzen nieder geschrieben. Dazu gibt es zu jeder Pflanzen großformatige Bilder und Empfehlungen zur Verwendung in der Hausapotheke und in der Küche. Wie der Titel schon verrät, ist das Buch in Jahreszeiten aufgeteilt. Vom Frühling bis in den Wintern hinein zeigen wir dir, wann du welche Teile der Pflanzen sammeln und verwenden kannst. Du bekommst das Buch in unserem eigenen Kräuterhexen – Onlineshop unter www.die-moderne-Kräuterhexe.de wo du auch weitere unserer selbst entwickelten Projekte, wie den Saisonkalender für Wildkräuter (hier erhältlich) findest, den du übrigens jedes Jahr erneut benutzen kannst! Mit einem Einkauf in unserem Kräuterhexenshop unterstützt du direkt unsere Projekte wie diesen Kräuterblog.
Bärlauch
Der Bärlauch (Allium ursinum) ist die erste Wildpflanze, die im Frühjahr aus dem Boden ragt und viele Wildkräuterfreunde glücklich macht. Man kann die kleine schwarzen Samen aussäen oder Zwiebeln einpflanzen. Da Bärlauch ein Kaltkeimer ist, brauchen die Samen kalte Temperaturen. Die Bärlauchsamen werden meist schon im Sommer gesät. Der natürliche Vorgang ist so, dass die Pflanze im Juni kleine Samen ausbildet, die dann zu Boden fallen in über den Winter in der Erde bleiben. Im Februar beginnen dann die Samen zu keimen. Sät man selbst, können die Samen noch im Januar direkt ins Beet gesät werden. Man kann sie aber auch in kleine Töpfchen säen und diese draußen im Garten oder auf der Terrasse stehen lassen und dann beobachten, wann der Bärlauch keimt.
Die Zucht aus Samen ist beim Bärlauch etwas komplizierter, als Zwiebeln einzupflanzen. Nicht alle Samen keimen. Sie sollten nicht älter als ein Jahr sein, sonst keimen sie nicht mehr. Der Bärlauch wird als aromatische Wildpflanze besonders in der Küche geschätzt. Beim wilden Sammeln kommt es allerdings immer wieder zu Verwechslungen mit giftigen Pflanzen wie der Herbstzeitlosen, dem Aronstab oder den Maiglöckchen. Sät man Bärlauch selbst aus, hat man den Vorteil, dass man sicher sein kann, dass das was da wächst, auch wirklich Bärlauch ist. So kann an sich langsam an das Aussehen dieser Wildpflanze herantasten und während dem Anbau genau beobachten, wie die Pflanze aussieht. Dies ist die beste Art eine Wildpflanze kennenzulernen und sich ihre Merkmale genau einzuprägen. Alles rund um den Bärlauch, tolle Rezepte und vor allem Verwechslungsgefahren findet ihr in unserem Buch für die Hosentasche (oder den Rucksack) „Der Bärlauch – wilder Genuss“ (hier erhältlich), das ihr in unserem eigenen Kräuterhexenshop unter www.die-moderne-Kräuterhexe.de finden könnt.
Was passiert, wenn es noch einmal schneit?
Bärlauch zeigt eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an wechselhafte Witterungsbedingungen. Ein plötzlicher Wintereinbruch, selbst nachdem die zarten grünen Blätter schon durch die Erde gebrochen sind, bedeutet für den Bärlauch in der Regel keine ernsthafte Bedrohung. Seine Blätter, die eine frostresistente Struktur aufweisen, können auch bei niedrigen Temperaturen und leichtem Schneefall überleben. Die Pflanze verfügt über eine Art natürliches ‚Frostschutzmittel‘, das die Zellen vor Schäden bewahrt. Zudem hilft die oft schneebedeckte Waldlandschaft, die Pflanzen vor extremer Kälte zu isolieren und ein Mikroklima zu schaffen, das die Bodentemperatur leicht erhöht. Sobald die Temperaturen wieder steigen und der Schnee schmilzt, setzt der Bärlauch sein Wachstum fort, als wäre nichts geschehen, und bietet bald darauf seine würzigen Blätter an, die in der Frühlingsküche sehr geschätzt werden.
Waldmeister
Der Waldmeister (Galium odoratum) gehört ebenfalls zu den Kaltkeimern und wächst in der Natur am Waldboden. Er bevorzugt schattige oder halbschattige Plätze und kann deswegen im Garten unter Sträuchern oder Bäumen ausgesät werden. Er wird vor allem wegen seines intensiven Aromas in der Maibowle verwendet. Um das typische Waldmeister Aroma zu erhalten, erntet man die Pflanze im April oder Mai vor der Blüte und lässt die Blätter etwas anwelken. Erst dann kann das volle Aroma entfaltet werden. Besonders gern wächst Waldmeister unter Rosensträuchern, unter Hecken oder auch unter dem Holunder. Wenn man im Januar Samen ausbringt, empfiehlt es sich, die Samen in Pflanzschalen zu säen, diese draußen zu lassen und sobald kleine Pflänzchen zu sehen sind, kann man diese an den Endstandort pflanzen. Da junger Waldmeister oft mit anderen Labkräutern verwechselt wird, kann es leicht dazu kommen, dass man im Frühjahr mit dem Rasenmäher darüber fährt. Dies wäre sehr schade, deswegen empfiehlt sich die Anzucht in Töpfen.
Wilde Möhre
Die wilde Möhre (Daucus carota) ist eine beliebte Wildpflanze, die mit ihren tollen Blüten im Sommer viele Insekten anlockt und dekorativ im Garten blüht. Die Wurzeln der wilden Möhre, sind sehr aromatisch und schmackhaft. Sie sind die Urform der heutigen Gartenmöhre. Beim Ausgraben der wilden Möhre in freier Natur kann es aber zu Verwechslungen mit anderen giftigen Korbblütlern kommen. Deswegen ist der Verzehr der wilden Möhre nur etwas für Profis. Wer diese aromatische Wurzel gerne einmal probieren möchte, der sollte sie aussäen. Wilde Möhre säht man am besten direkt ins Beet. Sie bevorzugt einen sonnigen Standort, mit sandigem Boden.
Wo kann man hochwertiges Saatgut kaufen?
In unserem eigenen Kräuterhexenshop unter www.die-moderne-Kräuterhexe.de ist das Samenset „Wildkräuter Frühling“ (hier erhältlich). Dort findest du Samen vom Bärlauch, der Wilden Rauke, der Echten Kamille, der Knoblauchsrauke, der Pimpinelle und der Wilden Möhre. Wildkräuter und Heilpflanzen selbst anzubauen ist die beste Möglichkeit, um Pflanzen im Wachstumsprozess genau kennenzulernen.
Wilde Malve und Mauretanische Malve
Die wilde Malve (Malva sylvestris) und auch die mauretanische Malve (Malva sylvestris ssp. mauritiana) blühen im Sommer wunderschön im Garten, locken viele Insekten an und die Blüten eignen sich für einen Hustentee, da sie für ihre schleimlösenden Eigenschaften geschätzt werden. Die mauretanische Malve blüht dabei dunkellila und intensiv. Die wilde Malve ist mit ihrem zartrosa etwas dezenter. Beide können auf die gleiche Weise in der Hausapotheke genutzt werden. Die Aussaat im Januar ist per Direktsaat im Freiland möglich, da die Pflanze zu den Kaltkeimern gehört und zur Keimung eine Temperaturen unter 5°C benötigt. Am besten sät man die Malve an einem vollsonnigen Standort, der Möglichkeit zum Festhalten bietet. Ein Gartenzaun oder ein auch der Rand eine Hochbeetes eignen sich hier sehr gut. Die Pflanzen können bis zu 1,8m hoch werden.
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Artischocke
Die Artischocke (Cynara cardunculus var. Scolymus) ist eine wärmeliebende Pflanze, die aus wärmeren Breitengraden stammt, aber bei uns kultiviert werden kann. Möchte man sie aus Samen vorziehen und nach den Eisheiligen im Mai ins Beet setzen, sollte man schon im Januar mit der Anzucht beginnen. Ab Mitte Januar kann man die Samen in der warmen Wohnung auf dem Fensterbrett vorziehen. Dazu kann man die Samen ca. einen halben Zentimeter tief in kleine Töpfchen drücken. Je ein Samen pro Topf reicht aus, da die Jungpflanzen einen Topf für sich allein benötigen. Die Keimdauer beträgt bei Zimmertemperatur (über 20 Grad Celsius) etwa zwei bis drei Wochen. Dann sollten die Jungpflanzen hell und warm stehen, bis sie im Mai ins Beet dürfen, sobald es keinen Bodenfrost mehr gibt. Artischocken gedeihen besser, wenn das Saatgut an den Standort angepasst ist.
Kauft man Samen oder Jungpflanzen und bringt sie zum Blühen, kann man im September eine ausgereifte Blüte mit Samen abschneiden, im Haus aufbewahren und im nächstem Jahr daraus neue Pflanzen ziehen. Diese sind dann robuster und können sich besser an die Gegebenheiten anpassen. Artischocken benötigen viel Platz. Pro Pflanze sollte man 3×3 m einplanen. Zudem sollten sie vollsonnig stehen und auf nährstoffreichem Boden wachsen. Eine Düngung mit Kompost, Brennnesseljauche oder Beinwelljauche, dankt die Pflanze. Im Sommer sollte regelmäßig gegossen werden, wenn es nicht regnet. Wie man die Artischocke über den Winter bringt, erfahrt ihr in unserem Beitrag „Überwinterung von Artischocken: Expertentipps für kalte Temperaturen„.
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